Gemälde

In Kaisers gemaltem Werk herrscht eine auffällige Diversität. Die Bilder unterscheiden sich schon in der Maltechnik, pastos aufgetragene Leim- oder Ölfarbe wechselt mit dünnem aquarellartigem Kolorit; Farbe trug er auch gespachtelt auf oder machte sie mit eingemischtem Gips „abwaschbar“. Malgründe nutzte der Künstler, wie sie verfügbar waren, Leinwände, Holzplatten, Pressspan-, vorwiegend Malpappen.

Die unterschiedliche Malweise in den frühen bis mittleren Schaffensjahren wird in den späteren Jahren von einem einheitlicheren persönlichen Stil abgelöst. Scharf konturierte Darstellungen wechseln mit formal unscharfen, wolkig hellen Motiven auf dunklen Gründen. Gegenständliche, kubistische, expressive, naive, neusachliche und tachistisch abstrahierte Elemente wechseln ohne Kontinuität. Das Phänomen der Diversität erklärt sich mit Adaption: Kaiser erarbeitete seine Aussagen autodidaktisch durch Studien großer Vorbilder, die er bald wieder aufgab, ohne etwas nach zu behalten. Nicht der Stil sei ihm wichtig, betonte er mehrfach, sondern der Inhalt, die Aussage. Am höchsten schätzte er das „Geistige“ der Kunst, dem er mit Lichtobjekten Ausdruck verlieh.

Seine Themen fand er in der zeitgenössischen Politik, in der NS-Zeit, der atomaren Aufrüstung im kalten Krieg, in Mythen, der Historie der Menschheit, Bibelgeschichten. Autokraten, Wächter und Soldaten, bürokratische Hierarchien verkörperten für ihn eine fragwürdige öffentliche Ordnung. Gern mokierte er sich über die Institution Kirche, über Würdenträger, Heuchelei und religiöse Frömmler. Gesellschaftskritisch stellte er Ignoranz und Kleinbürgerlichkeit auf seine Bildbühne. Für Emotionen, Einsamkeit, Trauer, Liebe, Glück, Angst, Rausch und Lebensfreude fand er treffende Formulierungen. Lebenslang beschäftigte ihn das Menschliche: Geburt und Tod, Gespräche, Kommunikation, Verhältnisse. Der Kosmos eines kritischen, wachen Zeitgenossen findet in seinen Bildern Gestaltung; in Leben und Kunst, die er als Wanderung, als Langen Marsch bezeichnete, ging es ihm letztlich um ein Bekenntnis zum Menschen.

Abkürzungen

betit. = betitelt       beschr. = beschriftet       bz. = bezeichnet       Brandt. = Brandtechnik       Coll. = Collage       dat. = datiert       l. = links       M. = Mitte       mon. = monogrammiert       NL = Nachlass       num. = nummeriert       o. = oben       p.c. = Papier collée       r. = rechts       sign. = signiert       u. = unten oder und       unbz. = unbezeichnet       unsign. = unsigniert       verso = rückseitig

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