Skulpturen und Reliefs

Im Hof des Kornträgergangs hatte Kaiser bis 1933 ausreichend Platz zum Bildhauen, hier bearbeitete er ganze Baumstämme, wie die Fotoserie von Franz Lindner 1929/1933 zeigt. Ohne Vorarbeiten oder Entwurf arbeitete der unverbildet gestaltende Außenseiter intuitiv, einem Gefühl für die figurativen Möglichkeiten des Materials folgend. So wirken die Großplastiken Götze im Hemd, der im Rissener Park aufgestellte Götze mit Kopfschmuck oder der von Paul Sackarndt beschriebene Götze Babo, (eine totemistische, radikal hässliche Buchenskulptur, mit einem Brustpanzer aus hunderten Nagelköpfen, die ihn bis 1940 nach Salzburg begleitete), wie männliche Idole oder Gottesfiguren prähistorischer Kulte. Sie können als Erzeugnisse einer art brut, jenseits jeder Mode und Tradition gelten. Daneben entstanden farbig bemalte Pfähle mit Masken und Figuren, Totempfählen südseeischer oder südamerikanisch indigener Völker ähnelnd. Kaiser folgte damit den zeitgenössischen Tendenzen des Expressionismus, Orientierung an außereuropäischer Volkskunst. Keine der Skulpturen hat sich erhalten.

Auch die „afrikanischen“ Plastiken, mit denen er nach Bericht an Herta Sperling und der Erinnerung Helmut Schmidts 1958 das Nachtlokal „Malkasten“ ausstattete, sind vermutlich zerstört.

Die erhaltenen Skulpturen entstanden nach 1945 in der Kanalstraße in beengteren Raumverhältnissen. Er komponierte sie teilweise aus Fundhölzern, versah sie mit Reliefs und fasste sie farbig, wie z.B. die Wächterfigur. Während die frühen Skulpturen meist noch vollplastisch ausgeführt sind, teilweise schon abstrahiert und durchlöchert, wodurch der umgebende Raum mitwirkt, verarbeitete er nun auch Bretter zu Holzstelen, in die er Reliefs einschnitzte. Thematisch blieb er bei Götzen, Masken, Tier- und Menschendarstellungen. Seine Reliefs begleiteten Auftragsarbeiten für geschnitzte Truhen, Möbel u.a.

Wenige Figuren, etwa das Mädchen oder das elegante Walross, verraten Adaption an Arbeiten bekannter Bildhauer, Alexander Archipenko, August Gaul, Renée Sintenis, Hans Martin Ruwoldt.

Verschollen ist schließlich auch der bedeutende Schöpfer, eine freistehende Skulptur aus Mahagoni-Abachi-Holz mit Bronze-Überzug, 210 x 72 cm. 1969 charakterisierte Kaiser sie in der Ausstellung Domstraße: „Im linken Arm den Zirkel, (die Arbeit), – im rechten das Schwert, (den Kampf), in der Mitte Adam und Eva, – im Kopf die Natur, Baum, Eule, Mond, Mensch und darüber die Menschen.“

Abkürzungen

betit. = betitelt       beschr. = beschriftet       bz. = bezeichnet       Brandt. = Brandtechnik       Coll. = Collage       dat. = datiert       l. = links       M. = Mitte       mon. = monogrammiert       NL = Nachlass       num. = nummeriert       o. = oben       p.c. = Papier collée       r. = rechts       sign. = signiert       u. = unten oder und       unbz. = unbezeichnet       unsign. = unsigniert       verso = rückseitig

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