Bildteppiche, Textilien

Auf einem selbstentwickelten primitiven Flachwebstuhl webte Kaiser Bildteppiche, Wandbehänge, Decken und Plaids. Die Wolle organisierte er direkt von der Schafschur und verarbeitete sie zu Garn. Sie wurde gewaschen, gekämmt, von Therese gesponnen und selbst eingefärbt.

Während des Webvorgangs entwickelte er die Motive i.a. eidetisch, womit er sich von professionellen Webern wie der befreundeten Herta Sperling in Meldorf unterschied, die nach Entwürfen arbeitete. In den besten Arbeiten konnte er seine Ideen in künstlerische Bildteppiche umsetzen. Sie zeigen Maskenmotive, Ethnisches, Ornamentales, Figürliches, Totems, abstrakte Kompositionen. 1958 verteidigte er die geistige Anstrengung und kreative Leistung des autodidaktischen Webens: „…man muss beim Arbeiten an was geglaubt haben, einen Glauben hinein gewebt haben, einen Glauben an sich selbst, es muss ein Bekenntnis sein, ein Bekenntnis zu dem Gott in mir!! … Ich bekenne mich zu mir selbst ganz!!! Ich bin mein eigener Herr und Gott und will keine anderen Götter haben neben mir, weil die mir gar nichts nützen können, ich weiß, dass ich mich selbst an meinem eigenen Schopf aus dem Schlamm ziehen muss, aus dem Schlamm meiner läppischen, kleinen irdischen Wünsche, meinen eigenen Schwachheiten hinauf in eine Sphäre wie Du sie auf Deinen Bildteppichen als Sehnsucht dargestellt hast! – Wenn Du an Dich selbst glaubst, das fühlen die anderen in Deinen Arbeiten, das überzeugt …“

Seit Kriegsende befasste er sich mit Textilarbeiten, der Schwerpunkt liegt in den 1950er Jahren. Bereits 1946 stellte er in Kampen auf Sylt Bildteppiche aus, 1956 konnte er sie in einer Ausstellung im Bauzentrum Hamburg gut verkaufen, Teppiche für 550-1050 Mark, Couchdecken für 220 Mark. Auch in den beiden Meldorfer Ausstellungen zeigte er 1958 Teppiche und Textilien. Kleine Arbeiten waren leicht und gut zu verkaufen. Ein großer Teppich von 12 qm, den er im Auftrag fertigte und lieferte, bedeutete neben 300 Mk Unkosten jedoch vier Wochen „Knochenarbeit“. Er wollte das Weben darum möglichst schnell hinter sich bringen, um zu anderen, für ihn wichtigeren Arbeiten zu kommen. 1958 teilt er in einem Brief mit, 9 Stück habe er jetzt fertig gemacht, „die Wolle muss mal weg“, er arbeite teils nach Plan, teils in Freistil. 

Kaisers Umgang mit Textilien war so unbefangen wie genialisch und experimentierend. Decken versah er mit Randbordüren, aufgereihten Friesen von Tieren oder Objekten, z.B. Schiffen. Aus Altmaterialien fertigte er Kunsthandwerk, aus gebrauchten Textilien oder in Streifen geschnittenen Stoffresten Flickenteppiche. Stoffe bemalte er mit Bildern, Tischdecken mit Mustern, „garantiert waschecht“ (Die Welt, 1953). Bei einem Renovierungsauftrag bemalte er 1958 in dem Nachtlokal „Malkasten“ in Uhlenhorst u.a. 25 uralte Wandsofas mit Movikol, Nobelkaltleim, Lack, Leinöl und Spirituslack. Das Ergebnis fiel so „herrlich“ aus, dass der Wirt ihn umarmt habe.

Abkürzungen

betit. = betitelt       beschr. = beschriftet       bz. = bezeichnet       Brandt. = Brandtechnik       Coll. = Collage       dat. = datiert       l. = links       M. = Mitte       mon. = monogrammiert       NL = Nachlass       num. = nummeriert       o. = oben       p.c. = Papier collée       r. = rechts       sign. = signiert       u. = unten oder und       unbz. = unbezeichnet       unsign. = unsigniert       verso = rückseitig

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